Wer zu lange auf kaltem Untergrund sitzt und gleichzeitig Frau ist,
verkühlt sich die Eierstöcke, das ist nichts Neues.
Wenn man im Penny Markt einen Tetrapack an der Kasse vorbeimogelt,
verkühlt man sich die Eierstöcke nicht, soweit sind wir also einig.
Zur Faschingszeit sind solch allgemein anerkannte Gesetzmäßigkeiten
außer Kraft gesetzt.
An tausend Ecken wird es bunt getrieben: in öffentlichen Gebäuden,
die sonst dem Vekauf von
Küchenmaterial dienen, auf der Straße und im Aufzug.
Jedes Jahr von neuem stellt sich die Frage:
wenn alle Welt ausgelassene Feierstimmung haben kann,
weil es der Kalender so vorsieht, warum steht dann dieses Datum nicht das ganze
Jahr über im Kalender?
Vielleicht ist es einfach manchmal an der Zeit sich eine Zigarre
in den Mundwinkel zu stecken,
ein Glas obermodernen australischen Rotweins einzusaugen eine gute Platte
einzulegen und einen Moment lang die Ruhe zu genießen.
Grenzenlose Ausgelassenheit hat irgendwo was hektisches und ist
genauso unwirklich wie der Zustand der Trauer nur mit dem Unterschied,
daß sich der erstere Zustand dermeist nur über einen kurzen Zeitraum
am Leben erhalten läßt.
Die Freude zu Fasching, Karneval oder wie man sonst noch irgendwo dazu sagen mag
und dabei glaubt etwas zu erobern wie regionale Identität,
ist also gemachte Freude. Verkühlte Eierstöcke
sind echt, allerhöchstens hausgemacht und nicht einmal die
Farbe kann man sich aussuchen.
Es verhält sich wie mit dem berüchtigten
Wüstchenheißmachwasser von Onkel Max, niemand spricht
darüber und dennoch werden wir tagtäglich damit konfrontiert,
wenn auf dem Parkplatz,
wo man am Vorabend noch sein Auto abgestellt hatte, eine Curry-Wurst-Bude
steht, in der eine Frau mit verkühlten Eierstöcken handgerechtes
Traditions-Fast-Food an unschuldige Menschen verteilt.
Was soll nun dieses unangenehme Gerede vom entzündlich deformierten
Innenleben deutscher
Würstchenverkäuferinnen? Ganz einfach, es verhält sich wie
mit dem verschluckten Fisch, wenn
einem die Natur kommt. Hier hilft nicht mal eskalatives Faschingstreiben
meine Damen und Herren, laßt Euch das gesagt sein.